Konzept

Persönlichkeits­entwicklung durch Tanz

 

Um als Person zu wachsen und uns immer mehr zu dem Menschen zu entwickeln, der wir eigentlich sein könnten, benötigen wir die sinnvolle Konfrontation – mit der eigenen Geschichte, dem eigenen Leben, mit Körperlichkeit, dem Verhältnis zu anderen Menschen und mit Schönheit.

Tanzen ist dem Wesen nach immer Technik und Improvisation. In ihm sind untrennbar Spaß an der Bewegung an sich, Selbsterfahrung und Identitätsfindung sowie Ausdruck und Kreativität verbunden. Die Tänzer/-innen experimentieren mit Energie, Rhythmus, Verrücktheit, Schönheit, Erotik, Meisterschaft und Unvollkommenheit der Bewegung, um ihren eigenen Weg zu finden und weitergeben zu können. Von dem persönlichen Potenzial ausgehend werden die tänzerischen, persönlichen und künstlerischen Möglichkeiten der Teilnehmer/-innen durch ein sorgfältiges und systematisches Training erweitert, so dass sie ein auf ihre berufliche Zielsetzung zugeschnittenes Unterrichtskonzept entwickeln können.

 

Freiheit und Beliebigkeit

Das moderne Leben ist gekennzeichnet durch den Wegfall traditioneller Festlegungen – etwa durch Stand, Geschlechtsrolle, Lebensraum – und durch eine Explosion menschlicher Wahlmöglichkeiten in Bezug auf den eigenen Lebensentwurf. Diese verwirrende Vielfalt überfordert viele Menschen und lässt sie die Freiheit als Beliebigkeit empfinden. Gleichzeitig ist der moderne Mensch unterfordert, da es ihm an persönlich bedeutsamen Herausforderungen mangelt, an Begrenzungen, die es zu überwinden oder zu akzeptieren gilt und an denen die Persönlichkeit sich bilden kann. Die Folge ist eine neue Gruppe von Volkskrankheiten: Stress, Entfremdung, Depression.

 

Produktive Verunsicherung

Unsere These ist, dass ästhetische Bildung in Kombination mit Körperarbeit wichtig ist für die persönliche Entwicklung und letztlich zu Freiheit in Verantwortung führt. Über Tanz, Tanztheater, Empfindungsschulung, Entspannungstechniken und innere Bilder lässt sich eine Konfrontation mit persönlich bedeutsamen Themen herstellen, die als produktive Verunsicherung wirken kann. Bedeutsam sind in diesem Rahmen Konfrontationen mit Sinnlichkeit und körperlicher Technik, universellen Lebensthemen, wie Verwurzelung und Unabhängigkeit, Führen und Geführt werden, Eigendrehung und Werbung, und dem ästhetischen Gehalt von Bewegung und Ausdruck. Körperlichkeit und ästhetische Kreativität werden so zu einer optimalen Kombination für persönliches Wachstum.

 

Tanz zwischen Kunst und Therapie

Die von uns entwickelte Methode, eine Kombination aus Tanzimprovisation und Körpersymbolik, erzielt eine wesentliche Selbstentwicklung und bewirkt zugleich eine intuitive tänzerische Bereicherung und produktive künstlerische Entwicklung. Während Tanztherapie sich an Kranke richtet und Tanztrainings rein übende Verfahren sind, integrieren wir Methoden aus ernsthaften künstlerischen Trainings und Empfindungsschulung so in ein psychologisches Konzept, dass persönliches Wachstum entsteht. Die Tänzer/-innen entwickeln mit der Zeit ein Wissen über das persönliche Lebensthema und eine stimmige Identität auf der Grundlage körperlicher Vitalität und Eleganz. Sie können das realisieren, was sie eigentlich sind, und es so ausdrücken, dass andere sie wahrnehmen.

 

Tanzimprovisation und Körpersymbolik

Tanzimprovisation meint hier ein Alltagskunstkonzept mit Improvisationstraining und gezielten Aneignungsstrategien für Tanztechniken. Tanz bedeutet nicht nur ein Üben und Nachmachen, sondern bringt Lebensfreude, Poesie, Witz und Spontaneität, Energie und Schönheit in den Alltag. Die Improvisationen werden mit Techniken eingeleitet, die helfen, das persönliche Bewegungsklischee zu überwinden und freier und vielfältiger zu tanzen.

Körpersymbolik beinhaltet ein erweitertes Therapieverständnis mit einer Anregung der Selbstheilungskräfte. Sie stellt eine Kombination aus Wahrnehmungsschulung, Tanz, speziellen Massagetechniken, Entspannungsübungen und inneren Bildern zu einem Thema dar. Die Teilnehmer­/-innen setzen sich mit Grundthemen des Lebens auseinander, die im Körper angelegt bzw. gespeichert sind.

Beide zusammen kombinieren den individuellen Zugang zum eigenen Körper über die Sinne, Bewegungstraining und kreativen Ausdruck. Zielgruppe für diesen Ansatz sind Personen, die nicht so sehr an festen Tanzschrittfolgen einerseits oder der genauen Klärung biografischer Konflikte andererseits interessiert sind, sondern sich persönlich in künstlerischer Gestaltung mit dem Körper erleben und zugleich die Bedeutung dessen, was geschieht, begreifen wollen.

 

Erkenne dich selbst!

Das Ich hat eine bestimmte Wahrnehmungsroutine und blendet aus, was nicht in das gewohnte Raster passt. Durch evokative Übungen in Tanz und Körperarbeit und durch innere Bilder wird diese Routine aufgebrochen und nicht beachtete oder verdrängte Themen und Gefühle werden hervorgerufen. In diesem Sinne sind die Übungen destabilisierend, es findet eine vorsichtige, kundige Enthemmung und innere Klärung statt. Letzten Endes führen uns die Übungen immer auf die Frage zurück, wer wir sind. Dies aber nicht als massive Forderung, sondern in einer allmählichen Annäherung an das eigene Selbst. Denn das Ich liebt das Gleichgewicht und vollzieht dauerhafte Veränderungen nur in kleinen Schritten.

Die Übungen sind für normal belastbare Menschen konzipiert und vertrauen auf die individuellen Selbstheilungskräfte. So entscheiden die Teil­neh­mer­/-innen (unbewusst) immer selbst, wie tief sie sich von den Übungen berühren lassen wollen, und können die Themen und Fragen in ihrem eigenen Tempo angehen.

 

Im Kappert-Training geschieht eine persönliche und künstlerische Entwicklung durch …

  • Inszenierung zentraler Lebensthemen durch eine genau abgestimmte Kombination von Tanz, Körperarbeit, Traumbildern, Musik und Philosophie
  • Entwicklung der Intuition für die produktive Verunsicherung im Leben, die Konfrontation mit dem individuellen Lebensthema
  • Balance zwischen Machen und Geschehenlassen, Denken und Fühlen
  • Auflösung der Bewegungsklischees, Entwicklung des eigenen Tanzstiles, Authentizität im Ausdruck, Improvisationsfähigkeit
  • Systematische Verbindung von Tanztechnik und Improvisation in den Feldern Fluss, Impuls, Zeit, Dynamik, Raum, Form, Rhythmik, Gewicht (TIA)
  • Systematische Verbindung von Körperarbeit mit Visualisierung in den archetypischen Lebensthemen wie Geben und Nehmen, Sicherheit und Unabhängigkeit, Dominanz und Anpassung etc. (KÖSYBE)

 

Praktische Anwendung des Kappert-Trainings

Unser Ansatz wurde in verschiedenen europäischen Ländern für sehr unterschiedliche Zielgruppen wie zum Beispiel Pädagogik-, Sport- und Psychologiestudenten, zur Resozialisierung von Strafgefangenen, Weiterbildung professioneller Tänzer, im Rahmen von Wellness-Programmen, in Kursen für Senioren und Kinder und in der psychotherapeutischen Gestaltausbildung angeboten und ist als einziger in diesem Bereich im deutschsprachigen Raum sowohl praktisch erfolgreich als auch wissenschaftlich fundiert und anerkannt (Promotion, Kongresse). Er wird ausführlich in der Literatur dokumentiert.

 

Hier einige Anwendungs­möglichkeiten:

Soziales Lernen: Kinder; Schule; Toleranztraining

Prophylaxe, Therapie: Selbstverwirklichung, freie Gruppen, Klienten

Kreative Potenziale: In-Group-Training, berufliche Bildung, Managementtraining

Künstlerische Gestaltung: Improvisationstraining, Tänzer, Tanztheater, engagierte Laien